Nachhaltigkeit im Weinbau – ökologischer Lebensraum Weinberg

Bei der Erzeugung von qualitativ hochwertigem Wein setzen immer mehr Winzer in Deutschland konsequent auf Nachhaltigkeit in Weingarten, Weinkeller und Vertrieb. Dabei ist es unverzichtbar, das Ökosystem Weingarten in seiner Komplexität zu begreifen, um die Biodiversität aktiv zu fördern. Diese ist letztlich die Voraussetzung für gesunde Trauben – und damit für die Weine, die Genießer und Kenner weltweit begeistern.

Das bedeutet Nachhaltigkeit im Weinbau

Nachhaltigkeit ist – nicht nur für Winzer – das Zusammenspiel aus Ökologie, Ökonomie und sozialem Engagement. Im Weinbau bedeutet das, den gesamten Betrieb immer wieder genau unter die Lupe zu nehmen. Wie viel Pflanzenschutz- und Düngemittel sind im Weingarten wirklich nötig? Wie sieht der CO2-Abdruck der Kellerwirtschaft aus? Wie kann der Vertrieb umweltfreundlicher gestaltet werden? Die Verwendung von Ökostrom, die Installation von Solaranlagen und nicht zuletzt die faire Bezahlung von Mitarbeitenden sind wichtige Ansätze, um die Nachhaltigkeit eines Weinbaubetriebs messbar zu steigern. Für alle Winzer jedenfalls gilt: Die Entscheidung für besten Wein fällt im Weingarten. Die Rebstockpflege, das Wissen um Bodenbeschaffenheit, Wind und Wetter – kurz: die genaue Kenntnis des Terroirs – ist von fundamentaler Bedeutung. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist, nämlich die Biodiversität.

Natürliche Vielfalt im Lebensraum Weingarten

Der Begriff Biodiversität bezeichnet die Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten sowie deren genetischen Reichtum innerhalb einer Art in abwechslungsreichen Lebensräumen. Was heißt das für das Ökosystem Weingarten? Im besten Fall ist ein Weingarten ein artenreicher und ausbalancierter Lebensraum, in dem Vögel, Insekten, Reptilien, Würmer und Mikroorganismen leben und sich eine bodentypische Pflanzenwelt entwickeln kann. Diese unglaublich vielfältige Flora und Fauna entsteht in begrünten Rebgassen, aber auch an Randstreifen und auf an den Weingarten angrenzenden Freiflächen. Der Weingarten, der aus den Rebzeilen besteht, ist eingebunden in ein weit größeres System, das Streuobstwiesen, einzelne Bäume und auch Waldränder umfasst. Selbst Weinbergmauern, Schotterwege und sandige Stellen werden von vielen Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum bevorzugt. Interessant: Die Rebstöcke profitieren direkt von der Biodiversität in ihrer Umgebung. Sie zeigen eine höhere Widerstandskraft und leben länger, eine ausgewogene Reifephase führt zu gehaltvolleren Trauben von merklich besserer Qualität. Wie funktioniert dieses Zusammenspiel genau?

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Der Rebstock als Teil der Natur im Weinberg

So wie alle Pflanzen erzeugt der Rebstock seine Energie durch Photosynthese. Licht, Wasser und Kohlendioxid nähren aber nicht nur Blätter, Zweige und Wurzeln. Ein einziger Rebstock versorgt mit 30 Prozent der gewonnenen Energie an die fünf Billionen Mikroorganismen, die zwischen und rund um seine Wurzeln leben. Diese geben dem Rebstock dafür etwas zurück: Sie versorgen ihn mit Mineralstoffen und schützen ihn vor Schädlingen! Diese nützliche Symbiose wird durch den Sauerstoff gefördert, der durch von Würmern gegrabene Tunnelsysteme ins Erdreich gelangt. Die so entstandene Bodenstruktur ist perfekt geeignet, um reichlich Wasser aufzunehmen, das den Rebstock je nach Bedarf versorgt. Die kontrollierte Begrünung, das Mähen und Mulchen ist in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Beitrag des Winzers zur nachhaltigen Bewirtschaftung seines Weinbergs.

Pflanzen und Tiere im und rund um den Weingarten

Es versteht sich von selbst, dass sich in verschiedenen Sonnen- und Höhenlagen ganz unterschiedliche Lebensgesellschaften von Fauna und Flora bilden. Insbesondere die trockenen und heißen Steillagen leben vom Strukturreichtum, den der Weingarten bietet. Zauneidechsen und Smaragdeidechsen tummeln sich in Steinmauern, Erdhummeln und Erdbienen bauen ihre Nester im Löss, Neuntöter, Nachtigallen und Feldlerchen bevölkern die warme Luft über den Rebzeilen und Turmfalken haben es zur Freude der Winzer auf die Wühlmäuse abgesehen. Brennesseln am Randstreifen sind die perfekte Kinderstube für Schmetterlingsraupen, Wiesensalbei, Echter Dost oder der Gemeine Natternkopf bieten Nektar und nebenbei fröhlich-bunte Farbtupfer. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist weit über den Weingarten hinaus bedeutsam: Insekten dienen Vögeln als Nahrung und rund 80 Prozent unserer Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Wird nur ein Teil dieses ökologischen Systems dauerhaft gestört, hat das Auswirkungen, die nicht nur den Weingarten, sondern ganze Nahrungsketten betreffen.

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Der Winzer als Bewahrer der Vielfalt

Der Weingarten mit seinen Rebgassen ist also kein solitäres Feld, sondern Teil eines vielfältigen Lebensraums, dessen unglaublich komplexe Zusammenhänge den Blick auf die große Bedeutung nachhaltiger Weinbauwirtschaft lenken. Die Natur und hingebungsvolle Winzerarbeit machen es möglich, dass Flora und Fauna in den Weingärten gedeihen und Rebstöcke Trauben von gewünscht bester Qualität liefern. Der Winzer als Bewahrer der natürlichen Vielfalt liefert sich so selbst das beste Argument für nachhaltige Weingartenwirtschaft.

Sie wollen mehr über den Lebensraum Weinberg erfahren, Pflanzen und Tiere im Weingarten kennenlernen und Wissenswertes über nachhaltigen Weinbau hören? Dann sollten Sie unbedingt an einem Weinerlebnis in Deutschland teilnehmen!